Patagonien – Carretera Austral und Vulkane

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Willkommen zum zweiten Teil unserer Reise durch Patagonien über die Carretera Austral und Panamerikana.

Nach unserer Fahrt durch Feuerland und die atemberaubenden Besuche der Nationalparks und Gletscher (hier) geht es nun weiter auf der sagenumwobenen Carretera Austral bis hinauf nach Santiago de Chile.

Carretera Austral

Die Carretera Austral (oder Ruta 7) ist die einzige Landverbindung von Puerto Montt in den südlichsten Teil Chiles, nach Villa O’Higgins. Erst in den 70er Jahren ist diese Straße unter Pinochet gebaut worden, um die Souveränität des Landes zu sichern.

Bis heute ist die Straße auf über 1.300 km größtenteils unbefestigt und zu weiten Teilen menschenleer. Entsprechend wichtig ist die Vorbereitung:

  • Genügend Essen und Wasser dabei haben – wobei man Wasser nahezu aus jedem Gebirgsbach trinken kann. Bäche, die jedoch durch Weiden fließen, sollte man lieber meiden 😉
  • Mindestens zwei Ersatzreifen dabei haben
  • Da gerade in der Randsaison oft nicht klar ist, ob die Tankstellen immer Kraftstoff haben und man nicht unbedingt im Niemandsland liegen bleiben möchte, beruhigt ein Kanister Diesel – wir haben ihn jedoch nicht gebraucht
  • Bargeld mitnehmen. Es gibt nur sehr wenige Geldautomaten und wenn, dann arbeiten sie recht unzuverlässig

Für den nicht immer ganz Rücken schonenden Weg wird man jedoch entlohnt mit atemberaubender Natur, kleinen Dörfern und herzlichen Menschen.

Auf gehts, mit unserem tollen Camper von Holidayrent, der uns den gesamten Weg zuverlässig und treu begleitet hat.

Anders als auf der argentinischen Seite Patagoniens mit der schier endlosen Pampa und kargen Gebirgen ist die chilenische Seite geprägt von dichtem Urwald, Fjorden und viel Regen.

Auf der Strecke von Cochrane nach Puerto Montt haben wir viel erlebt. Hier sind unsere Highlights und Must Do’s:

Marble Caves

Falls ihr die Auswahl der Bilder von National Geographic zum Travelers Photo of the Year 2017 kennt, ist euch diese Höhle bekannt. Sie gilt als eine der schönsten Höhlen der Welt, und das aus gutem Grund!

Die Marble Caves sind ein über Jahrmillionen in den Feld gespültes Höhlensystem, das durch seine Farben im Zusammenspiel mit dem türkisen Wasser des Lago Genereal Carrera seine volle Schönheit entfaltet.

Zu den Caves kommt ihr am bequemsten vom kleinen Ort Puerto Tranquilo aus. Am Ufer des Sees stehen zahlreiche Boote, die mit euch zu den Höhlen inmitten des Sees fahren. Eine weitere schöne Möglichkeit ist die Höhlen auf eigene Faust mit dem Kajak zu erkunden. Die intensiv türkise Farbe des Wassers lädt fast zum Schwimmen ein, jedoch ist das Vergnügen eisig kalt.

Wir sind mit einem kleinen Motorboot zu den Höhlen gefahren. Einfach nur unbeschreiblich, wie sich die Farben der mit Marmor durchzogenen Höhlen im Wasser spiegeln. Fast schon wie ein Van Gogh Gemälde.

Falls ihr genügend Zeit habt, lohnt sich auch ein Ausflug in das Valle Exploradores zu den Gletschern. Die Fahrt alleine ist bereits ein Highlight. Ein grünes wildes Tal, auf den Bergen Gletscher und ein Ausblick schöner als der andere. Hier kann es schon mal vor kommen, dass hinter eine Kurve eine Kuh mitten auf Straße steht und nur nach reiflicher Überlegung diese frei macht…

Weiter auf dem Weg nach Norden passieren wir eine der größten Städte am Rande der Carretera, Coyhaique. Eine typisch chilenische Stadt. Hier füllen wir die Vorräte auf, bevor es nach einem leckeren Steak weiter nach Norden geht, zum Übernachten lädt die Stadt eher nicht ein.

Quelat National Park

Wir können gar nicht all die schönen Streckenabschnitte beschreiben, die wir fahren. Eines der Highlights ist der Quelat National Park. Berühmt ist er für seine hängenden Gletscher. Rund 20km vor der Pyuhuapi kommt auf der rechten Seite die Einfahrt zum Park.

Ihr habt hier viele verschiedene Möglichkeiten zu Wandern. Von sehr kurzen Wegen zu einem kleinen Ausblick bis hin zu mehrere Stunden dauernden Touren in Richtung der von den Gletschern kommenden Wasserfälle.

Wir sind bis zum Gletschersee gelaufen – eine einsame, einfache aber sehr schöne Wanderung. Das Panorama ist gigantisch, der Gletschersee wird gespeist durch ca. 7 Wasserfälle, der Größte ist der des Gletschers Veintisquero Colgante, der je nach Jahreszeit imposant über die Bergflanke hängt.

Chaitén

Die nächste größere Stadt ist Chaitén. Ein recht belebtes Fleckchen Erde mit vielen Shops, Restaurants und Möglichkeiten für Outdoor Aktivitäten. Hier merkt man, dass man immer näher an die dichter besiedelten Region kommt.

Nach so vielen Tagen Instantkaffee freuen wir uns, endlich wieder echten Kaffee und leckeren selbst gemachten Kuchen essen zu können. Und das bei Lotta, einer deutschen Auswanderin. Sie betreibt einen super Food-Truck sowie die Travel Agency Natour.cl. Hier könnt ihr allerhand Ausflüge buchen.

Wenn ihr ein paar Tage Zeit habt, lohnt sich bestimmt auch die Besteigung des Volcán Chaitén. Er raucht und dampft noch fleißig vor sich hin. Erst 2008 brach er das letzte mal aus und verwüstete Chaitén schwer. Davon ist heute nichts mehr zu sehen.

Strandtipp: Ihr wolltet schon immer mal an einem Strand stehen, an dem man das Gefühl hat, gleich kommen wie in Jurassic Park Dinosaurier aus dem Urwald? Dann fahrt zum Strand von Santa Bárbara! Eines unserer absoluten Highlights!

Der Strand hat vulkanischen Ursprung und besteht aus schwarzer Lava. Hinter dem Strand beginnt dichter Urwald und am Ende des Strandes schließt ein grüner Berg an. Eine wunderschöne Szenerie. Abends könnt ihr dort einen traumhaften Sonnenuntergang genießen. Wenn ihr Glück habt mit… wie kitschig… aus dem Wasser springenden Delfinen! Mit dem Camper könnt ihr hier oder am angrenzenden Parkplatz auch ohne Probleme übernachten und euch vom Rauschen der Wellen in den Schlaf befördern lassen.

Zur Weiterreise gibt es hier zwei Möglichkeiten:

  1. Ihr fahrt von Chaitén aus direkt mit der Fähre nach Puerto Montt. Dies ist die schnellere und direktere Verbindung oder
  2. Ihr fahrt von Chaitén weiter bis Caleta Gonzalo, eine abenteuerliche Straße, aber selbst 40-Tonner schaffen das 😉 Von dort aus gehts mit zwei Fähren weiter durch die Fjorde bis nach Hornopiren

Na, für was haben wir uns entschieden? Natürlich Variante 2 – die Chance auf Seerobben, Delfine und Co. wollten wir uns nicht entgehen lassen auch wenn wir schlussendlich aufgrund von dichtem Nebel hier kein Glück hatten.

Wichtig: Egal wie ihr weiter fahrt, die Tickets bekommt ihr am Ticketoffice der Fährgesellschaft in Chaitén, nicht in Caleta Gonzalo (Öffnungszeiten beachten)!

 

Vulkane Chiles

Gut 50 km hinter Hornopiren verlassen wir nach tausenden Kilometern die Carretera Austral und folgen der V-69 in die Región de los Lagos, auf zu den Vulkanen Chiles.

Die Strecke ist teilweise mit abenteuerlich tiefen Schlaglöchern übersät, sodass ein Ausweichen unmöglich ist und unser Camper nicht mehr alle Sachen in den Schränken behalten kann… aber auch das meistert er und hält tapfer durch.

Volcán Osorno

Nach 120 km, für die wir allerdings gut und gerne 3h brauchen, erreichen wir den Osorno. Der Osorno ist ein 2.652 m hoher, Schnee bedeckter Vulkan und 1869 das letzte mal ausgebrochen.

Aufgrund seiner idealen Form, dem weißen Gipfel und dem grünen Umland gilt er als kleiner Fuji Chiles und ist eines der beliebtesten Touristenziele des Landes. Es gibt verschiedene Wanderungen, ein Skigebiet und Veranstalter, die Besteigungen anbieten.

Da wir jedoch noch eine andere Vulkanbesteigung vor uns haben, fahren wir nach mehreren Photo-Stops weiter.

Volcán Villarrica

Nach den ersten Kilometern auf der berühmten Panamerikana (Ruta 5) erreichen wir unser nächstes Ziel, Pucón am Fuße des Villarrica. Eine Szenestadt, die voll und ganz auf Abenteurer ausgelegt ist. Es gibt unendlich viele Shops und Anbieter für Besteigungen des Villarrica. Und genau das haben auch wir uns fest vorgenommen. Der Villarrica ist ein 2.840m hoher aktiver Vulkan, der im März 2015 das letzte Mal ausbrach.

Mit den lässigen französischen Jungs von Aguaventura, die wir ohne Zweifel weiterempfehlen können, buchen wir eine Tagestour auf den Vulkan.

Bei der Einkleidung wird uns zum ersten Mal richtig bewusst, dass wir einen aktiven Vulkan besteigen werden. Fitness wird geprüft, es gibt Gasmasken für jeden, ein komplettes Set an reiß fester Kleidung (warum werden wir später erfahren…) sowie Eispickel und Steigeisen!

Los geht es um 6:30 mit dem Shuttle an den Fuß des Vulkans. In der Dunkelheit sehen wir oberhalb des Kraters schon ein leichtes glimmen – „und da gehts jetzt hoch?“ Es gibt einen Lift, der Wanderer von 1.200m auf 1.400m bringt, doch der ist an diesem Tage aufgrund der stürmischen Witterung außer Betrieb. Das stört uns jedoch zunächst nur bedingt, denn der sieht nicht allzu Vertrauen erweckend aus. Die Folge ist jedoch, dass wir von 1.200m bis auf 2.840m zu Fuß aufsteigen müssen!

Wir würden uns jetzt nicht als die Unsportlichsten bezeichnen, doch der Aufstieg zehrt an den Kräften. Es geht über Geröll, vorbei an einer ehemaligen Bergstation eines Lifts, die bei einem Ausbruch in den 80er Jahren durch einen Lahar weg gerissen wurde.

Nach weiteren Stunden kommen die ersten Eisfelder des Gletschers. Ab hier werden wir in Eispickel und Steigeisen eingewiesen. Es geht stetig weiter in Richtung Krater. In den kurzen Pausen merkt man den ersten Mitwanderern ihre Erschöpfung zunehmend an.

Die letzten Meter hinauf zu Krater sind nur noch mit etwas Klettern zu bewältigen. Doch was uns oben erwartet übertrifft jede Erwartung! Am Kraterrand angekommen spuckt der Vulkan eine kleine Lavafontäne aus, sodass wir für einige Zeit das Glück haben, im Schlot glühende Lava zu sehen. Selbst die Guides sind begeistert!

Neben dem Blick in den Krater ist auch die Aussicht auf das Umland phänomenal!

Abwärts wird uns nun bewusst, warum wir einen kleinen Tellerschlitten sowie die reiß feste Kleidung mit hoch geschleppt haben….es geht auf dem Hintern bergab! Einzige Bremse: entweder der Eispickel oder eben…Lavafelsen! Eine Wahnsinns Gaudi!

Den Abschluss dieses unvergesslichen Erlebnisses markiert ein kühles Bier auf der Dachterrasse von Aguaventura.

Weiter geht es über die Panamerikana gen Norden.

Wine Valley bei Santiago

Südlich von Santiago liegt das Wine Country. Eine für ihre herausragenden Weine bekannte Region. Um dort hin zu kommen müsst ihr in Richtung Valle de Colchagua (Santa Cruz) fahren.

Wir haben in unserer tollen App „ioverlander“ den Hinweis gefunden, dass wir beim Weingut Viu Manent exzellenten Wein finden und vor allem, auf deren Parkplatz übernachten dürfen. Also, nichts wie hin!

Das Weingut liegt wunderschön in einer Ebene, umgeben von Weinreben und ist ein Traum für jeden Wein-Liebhaber. Es gibt Touren durch die Weinfelder und das gesamte Weingut sowie zwei hervorragende Restaurants.

Hier noch ein paar Tipps für Weingüter:

Das Wine Valley bildet für uns den Abschluss einer atemberaubenden und unvergesslichen Reise, vom südlichsten Zipfel der Welt bis hinauf in das heiße Santiago de Chile.

Die Carretera Austral ist mit Abstand die aufregendste Straße, die wir bisher befahren durften. Zart besaitet darf man nicht sein. Die ganze Gegend ist rau, mit wenig Infrastruktur und kaum asphaltierten Straßen. Eine echte kleine Herausforderung, auch für den Camper – der jedoch das ein oder andere übersehene Schlagloch tapfer weg gesteckt hat 😉

Die Carretera Austral gilt übrigens als Geheimtipp für Motorradfahrer und auch Radfahrer. Allerdings muss man da schon zu den ganz Harten gehören. Diejenigen, die wir gesehen haben, sahen nicht gerade glücklich aus und taten uns eher leid.

Obwohl wir viel von Patagonien erkundet haben, vergeht kaum ein Tag, an dem wir uns nicht zurück wünschen, um noch weitere Entdeckungen zu machen. Hoffentlich verschlägt es uns noch einmal in diese ganz eigene, besondere Gegend am Ende der Welt.

Hier gibt es den Bericht über den ersten Teil unseres Roadtrips durch Patagonien. Feuerland, Torres del Paine und die Gletscher.

Unsere Tipps zur Reisevorbereitung für Patagonien findet ihr hier.

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